Die Sophienhöhe ist die Rekultivierung des Tagebaus Hambach.

Aktive Rekultivierung

Forstliche Rekultivierung: aktuell ca. 1500 ha (inkl. ca. 100 ha Sonderflächen)

Landwirtschaftliche Rekultivierung: aktuell ca. 15 ha

Historie

Der Tagebau Hambach liegt im Gebiet der sogenannten „Bürgewälder“. Der letzte Rest der ehemals ausgedehnten Tieflandswälder blieb nur erhalten, weil die Lößmächtigkeit gerade einmal rund 0,5 bis 1,5 m beträgt. Auf diesen Standorten entwickelten sich Böden, die durch Staunässe charakterisiert sind. Auf solchen Böden ist praktisch kein Ackerbau möglich. Aus diesem Grund wurde der Wald hier im frühen Mittelalter nicht wie in den übrigen Lösslandschaften gerodet. Diese standörtliche Besonderheit ist prägend für die Rekultivierung: Durch die vorwiegende Waldnutzung im Vorfeld des Tagebaus ist die Wiederherstellung von Forstflächen hier das Ziel der Rekultivierung.

Von 1978 bis 1990 wurden ca. 1,1 Milliarden Kubikmeter Abraum auf früherem Ackerland als Abraumhalde aufgeschüttet – so entstand die Sophienhöhe. Sie erhebt sich östlich von Jülich auf rund 300 Meter üNN. Damit überragt sie die flache Bördelandschaft um rund 200 Meter. Seit 1990 ist die Rekultivierung der Außenhalde abgeschlossen und das Abraummaterial wird nicht mehr auf Ackerland, sondern auf ehemaligem Bergbaugelände aufgeschüttet. Die Sophienhöhe wächst also als überhöhte Innenkippe auf dem ehemaligen Abbaugebiet des Tagebau Hambach weiter.

Auf der Sophienhöhe ist die Entwicklung der Landschaftsgestaltung in den letzten Jahrzehnten gut nachzuvollziehen. Die ältesten im Revier erhaltenen Halden wurden als Tafelberge mit aufgeforsteten Böschungen und ebenen Ackerflächen auf dem Plateau gestaltet. Diese Halden sind streng geometrisch, um das größte Kippvolumen auf geringster Fläche standsicher unterzubringen. Auch auf der Sophienhöhe war in den ersten Planungen noch eine landwirtschaftliche Nutzung auf dem ebenen Plateau vorgesehen. Da der Tagebau Hambach aber großflächig die Wälder der Bürge beansprucht, wurde diese Planung aufgegeben und die Sophienhöhe insgesamt als Waldlandschaft mit einer unregelmäßigen, naturnahen Oberfläche rekultiviert.

Die Sophienhöhe

Auf der zu 90 Prozent von Wald bedeckten Sophienhöhe wurden inzwischen weit mehr als 10 Millionen Bäume gepflanzt, v. a. Laubgehölze wie Buche, Eiche und Wildobstbäume, aber auch Nadelgehölze. Ein eigens auferlegtes Ziel ist es, den Anteil nichtstandortheimischer Gehölze auf maximal 10 % zu begrenzen. Jedes Jahr kommen hunderttausende neue Pflanzen dazu. Neben den Neupflanzungen aus Baumschulen, werden Baumsamen in den Altbeständen des Tagebauvorfelds geerntet und ausgebracht, um das genetische Potenzial der heimischen Altwälder zu erhalten. Darüber hinaus wurde an vielen Stellen ökologisch wertvolles, stehendes Totholz eingebracht. Ziel der Revierförster ist es, den Wald möglichst naturnah und nachhaltig zu bewirtschaften und für eine ökologische Vielfalt zu sorgen. 

Zwischen den Waldflächen wurden zahlreiche Sonderstandorte angelegt wie das „Höller Horn“, die „Goldene Aue“, der „Silikatmagerrasen“ oder der „Inselsee“. Auch die großen Regenrückhaltebecken „Eisvogelsee“ und „Bergmannsruh“ sammeln nicht nur technisch funktionell das Oberflächenwasser, sondern haben auch eine hohe ökologische Bedeutung. All diese Sonderstandorte zeichnen sich als Lebensraum seltener Arten und Hot Spots der Biodiversität aus.  
 
Einige der Flächen auf der Sophienhöhe, z. Zt. bereits 70 ha im Wald, sind als sogenannte Prozessschutzflächen ausgewiesen, auf denen sich Waldflächen ohne direktes menschliches Eingreifen entwickeln sollen. Die Ausweisung von rd. 50 ha weiteren Prozessschutzflächen ist vorgesehen.  

Für Wanderer und Fahrradfahrer erschließt sich ein ständig wachsendes, mittlerweile über 120 km langes Wegenetz. Der „Römerturm“, „Jülicher Kopf“, Steinkompass und Lebensbaumkreis wie auch die „kleine Lausitz“ sind einige attraktive Ziele, um die Rekultivierung zu erleben. Im Jahre 2009 wurde ein 34 Meter hohes Wetterradar auf der Sophienhöhe errichtet. Damit kann das Forschungszentrum Jülich Niederschlagsmenge, -verteilung und -art im Umkreis von gut 60 km bestimmen.

Ökologische Besonderheiten

In der Rekultivierung Hambach wurden inzwischen mehr als 1000 Pflanzen- und Pilzarten und über 1800 Tierarten erfasst, wobei einige Tiergruppen noch gar nicht systematisch untersucht werden konnten. Viele dieser Arten sind gefährdet und auf der Roten Liste verzeichnet.

Einige seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten:

Vögel: Steinschmätzer, Baumpieper, Heidelerche, Baumfalke, Neuntöter, Turteltaube, Schwarzkehlchen, Flussregenpfeifer, Fitis, Kernbeißer, Schwarzspecht, Wendehals, Kleinspecht, Mittelspecht, Zwergtaucher, Schwarzstorch, Flussuferläufer, Kuckuck, Eisvogel, Feldlerche

Säugetiere: Haselmaus, Muffelwild, Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr

Amphibien: Springfrosch, Kreuzkröte, Wechselkröte

Reptilien: Zauneidechse, Waldeidechse, Schlingnatter

Krebstiere: Europäischer Flusskrebs

Wildbienen: Rainfarn-Herbstsandbiene, Heidekraut-Seidenbiene, Dryudella pinguis

Heuschrecken: Blauflügelige Ödlandschrecke

Schmetterlinge: Malvenkopf-Dickfalter, Gelbwürfeliger Dickkopffalter, Goldene Acht, Schwalbenschwanz, Zwerg-Bläuling

Libellen: Kleine Pechlibelle, Grüne Mosaikjungfer, Kleine Moosjungfer

Vegetation: Elsbeere, Mispel, Narzisse, Maiglöckchen, Europäischer Froschbiss, Europäische Seekanne, Berg-Sandknöpfchen, Wildes Stiefmütterchen

Weitere Arten finden Sie in unseren Artenlisten.

Haselmaus (© Foto: M. Stollberg)
Muffelwild (© Foto: F. Kirstein)
Blauflügelige Ödlandschrecke (© Foto: M. Gutmann)
Zauneidechse (© Foto: A. Schumacher)
Kleinspechte (© Foto: F. Kirstein)
Berg-Sandglöckchen (© Foto: S. Janz)
Springfrosch (© Foto: KBfF)
Wendehals (© Foto: P. Stollwerk)

Ausblick auf die noch ausstehende Rekultivierung

In den nächsten Jahren wird in Richtung Elsdorf ein großes Plateau mit landwirtschaftlichen Flächen angelegt werden. Auch wird die Goldene Aue vergrößert und neben der forstlichen Rekultivierung werden weitere Sonderstandorte hin zum Seeufer entstehen.

Ein Großteil des Tagebaus Hambach wird als Restsee bestehen bleiben. Dieser wird eine Fläche von rund 36 Quadratkilometern umfassen und an der tiefsten Stelle 265 Meter tief sein. Die Befüllung des Sees wird über eine Leitung aus dem Rhein erfolgen und rund 40 Jahre dauern.

Weitere Rekultivierungsbereiche

Garzweiler

Bergheim