Rekultivierung Garzweiler mit den unterschiedlichen Teilbereichen.

Aktive Rekultivierung

Forstliche Rekultivierung: aktuell ca. 900 ha

Landwirtschaftliche Rekultivierung: aktuell ca. 3 400 ha 

Historie

Die Rekultivierungsbereiche der Tagebaue Garzweiler und Frimmersdorf werden heute in der Regel zusammengefasst. 1950 gab es im Bereich Frimmersdorf zwei aktive Gruben – die Grube Neurath und die Grube Heck. Zur Grube Neurath gehört die Außenhalde Gürather Höhe. Als die Gruben sich 1960 erreichten, wurden sie als Tagebau Frimmersdorf Süd weitergeführt. Gleichzeitig wurde westlich von Gindorf der Tagebau Frimmersdorf West aufgeschlossen. Die Außenhalden Vollrather und Neurather Höhe stammen aus dieser Zeit. Der Tagebau Garzweiler ging aus dem Zusammenschluss von Frimmersdorf Süd und West im Jahr 1983 hervor.

Teilbereiche

Kaster mit Kasterer See - Teilbereich der Rekultivierung Garzweiler.

Im Zuge der Rekultivierung sind im ehemaligen Tagebaubereich Garzweiler mehrere markante Landschaftselemente entstanden, die sich als Teilgebiete unterscheiden lassen.

Dazu zählt zum Beispiel die überwiegend aus Wiesen und Wald bestehende neue Erftaue, ein grünes Band von Aufforstungsflächen, das sich im Osten des ehemaligen Tagebaugebietes von Bedburg im Süden bis Frimmersdorf im Norden entlang der Erft und der Mühlenerft erstreckt. Westlich der Erftaue schließt auf dem Niveau der ursprünglichen Landschaft eine landwirtschaftliche Ebene an. Hier wurde im Norden ein Golfplatz und im Südosten ein Industriegebiet entwickelt.

Zum Feuchtbiotop umgestaltete ehemalige Kieswäsche (RBS-Becken).

Im Süden liegt am Ortsrand von Kaster, eingebettet in ein Waldgebiet, der Kasterer See. Der Kasterer See wird von der Mühlenerft gespeist, die aus der Erft bei Bedburg kommend bis Kaster im alten Flussbett und von da in einem neuen Bett im weiten Bogen durch die Rekultivierung fließt und wieder in die Erft mündet. Am Kasterer See wurde eine Vielfalt von Nutzungen verwirklicht. Während das Südwestufer der Naherholung für die Stadt Bedburg dient, ist das Ostufer weitgehend unzugänglich und der Natur vorbehalten. Der See liegt in einer Waldinsel, in der als besonders typische Art der Hartholzauenwälder die gefährdete Ulme in größerer Zahl gepflanzt wurde. Da der See auch zur Angelnutzung freigegeben wurde, wurde durch eine kleine Steinschüttung ein Teil des Ostufers für die Fische unzugänglich abgegrenzt. Hier finden Amphibien ein Refugium ohne die Gefahr, von Fischen gefressen zu werden.

Weiter nach Westen führen bewaldete Böschungen auf die Kasterer Höhe, ein vorwiegend landwirtschaftlich genutzter Bereich. Nördlich der Kasterer Höhe schließt die Königshovener Höhe an. Hier befindet sich im östlichen Teil eine Aschedeponie sowie eine ehemalige Kieswerk-Absetzbecken der Rheinischen Baustoffwerke, das sogenannte RBS-Becken, das zu einem wertvollen Biotop umgestaltet wurde. Die Königshovener Höhe ist ebenfalls eine landwirtschaftlich genutzte Anhöhe mit forstlich rekultivierten Böschungen. Besonders hervorzuheben ist die gegenüber den älteren Halden wesentlich naturnähere Oberflächen- und Reliefgestaltung der forstlich rekultivierten Böschungen und die Unterbrechung der landwirtschaftlichen Plateauflächen durch die naturnah gestaltete Königshovener Mulde. Hier und auch auf der Neurather Höhe wurden oftmals sehr lössarme Forstkiesmischungen verkippt, sodass sich vor allem in Südwest-Exposition trocken-warme, für Orchideen interessante, Standorte entwickeln konnten. Auf der Vollrather Höhe befinden sich Böschungen mit fast reinem Löss, aber auch sehr arme Sandböden.

Nach Norden schließen die wesentliche ältere Gustorfer Höhe und das Elsbachtal an. Im Mittelpunkt des neu geschaffenen Erholungsbereichs liegt die bis zu 200 m breite Mulde des Elsbachs. Sie schließt östlich an den natürlichen Elsbach an. Das Tal nimmt Regenwasser von den angrenzenden Feldern auf und leitet es ab. Das Bachbett der Mulde führt daher nur nach ergiebigen Regenfällen Wasser – wie der frühere Elsbach und wie viele andere Fließgewässer in der Bördelandschaft auch. Das Gewässer schlängelt sich, von wechselnd steilen Uferböschungen eingefasst, durch die offen gehaltene Talsohle. Erlen, Eschen und die für den Niederrhein typischen Kopfweiden markieren stellenweise den mäandrierenden Verlauf. An einigen Stellen wurden seichte Mulden angelegt, in die Wasser aus dem Graben seitlich durchsickern oder sich Regenwasser sammeln kann. Gerade solche wechselfeuchten Standorte sind ökologisch sehr bedeutend, weil sie in der Landschaft selten sind und sehr schnell von angepassten Tier- und Pflanzenarten besiedelt werden.

Strukturvielfalt in der landwirtschaftlichen Rekultivierung Garzweiler fördert die Artenvielfalt.

Abgrenzt durch das östliche Restloch befinden sich auf dem Plateau der Autobahninsel ältere und jüngere landwirtschaftliche Rekultivierungsflächen; letztere noch in der Anfangsbewirtschaftung mit Luzerne. Gemäß der vorherigen Nutzung als Ackerland werden in Garzweiler überwiegend Landwirtschaftsflächen geschaffen. Diese werden jedoch in aller Regel durch landschaftsgestaltende Maßnahmen zur Förderung von Offenlandarten ergänzt. So werden beispielsweise Blühstreifen, Hecken, Steinhaufen, Streuobstwiesen oder Kopfbaumreihen angelegt. Die für die landwirtschaftliche Rekultivierung typischen Luzernebrachen spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle als Nahrungs- und Bruthabitat für verschiedene Arten.

Ökologische Besonderheiten

In der Rekultivierung Garzweiler wurden inzwischen mehr als 800 Pflanzenarten und über 1200 Tierarten erfasst, wobei einige Tiergruppen noch gar nicht systematisch untersucht werden konnten. Viele dieser Arten sind gefährdet und auf der Roten Liste verzeichnet.

Einige seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten:

Vögel: Feldlerche, Grauammer, Rebhuhn, Wachtel, Steinschmätzer, Kiebitz, Wiesenpieper, Baumpieper, Heidelerche, Rohrweihe, Wiesenweihe, Wanderfalke, Baumfalke, Sumpfohreule, Neuntöter, Turteltaube, Schwarzkehlchen, Drosselrohrsänger, Bienenfresser, Flussregenpfeifer 

Säugetiere: Feldhase, Gartenschläfer, Haselmaus 

Amphibien: Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Wechselkröte 

Reptilien: Zauneidechse

Wildbienen: Knautien-Sandbiene, Vierbindige Furchenbiene, Rote Wespenbiene

Heuschrecken: Blauflügelige Ödlandschrecke

Schmetterlinge: Kurzschwänziger Bläuling, Goldene Acht

Libellen: Kleine Pechlibelle, Grüne Mosaikjungfer, Kleine Moosjungfer

Orchideen: 20 verschiedene heimische Arten

Weitere Arten finden Sie in unseren Artenlisten.

Feldhase (© Foto: N. Wolf)
Vierbindige Furchenbiene (© Foto: O. Diestelhorst)
Goldene Acht (© Foto: J. Rodenkirchen)
Gelbbauchunke (© Foto: K. Görgen)
Sumpfohreule (© Foto: N. Wolf)
Bienenfresser (© Foto: F. Kirstein)
heimische Orchideen (© Foto: H.J. Bolzek)
Steinschmätzer (© Foto: N. Wolf)

Ausblick auf die noch ausstehende Rekultivierung

Für die Zukunft stehen noch die Erstellung des Jüchener Wäldchens, die Verlängerung des Elsbachtals und die Gestaltung des Kömtals als weitere Rekultivierungsmaßnahmen an. Ein Großteil des Tagebaus Garzweiler wird als Restsee erhalten bleiben. Seine Befüllung wird rund 40 Jahre dauern und über eine Leitung aus dem Rhein erfolgen. Die ursprüngliche Planung sah eine Wasserfläche von 23 Quadratkilometern und ein Volumen von 2.000 Mio. Kubikmetern Wasser vor. 2016 fiel die Leitentscheidung der Landesregierung, den Tagebau zu verkleinern und einige Siedlungen zu erhalten. Details zur zukünftigen Ausgestaltung der Wasserfläche werden daher erst mit Genehmigung des neuen Braunkohlenplans feststehen.

Weitere Rekultivierungsbereiche

Hambach

Fortuna-Garsdorf